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Freizeitaktivitäten

"Die Jugend funktioniert heute anders als früher"

Veröffentlicht: 17.09.2020
Autor: RNZ: Martina Birkelbach
„Wir müssen fördern und fordern“, sagt Frank Thöne, Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Eberbach. Im Freibad hat er schon respektloses Verhalten erlebt - und WhatsApp ist für ihn eine Seuche. Foto: Martina Birkelbach

Frank Thöne, Vorsitzender der DLRG Eberbach, über klare Regeln im Wasser und beim Schwimmtraining - "Ertrinken kann ganz schnell gehen" „Wir müssen fördern und fordern“, sagt Frank Thöne, Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Eberbach. Im Freibad hat er schon respektloses Verhalten erlebt - und WhatsApp ist für ihn eine Seuche.

(Quelle: RNZ_Artikel von: Martina Birkelbach)

Eberbach. "Wir sind ein Rettungsdienst. Wir sind auch Lebensretter. Wenn der Piepser ertönt, müssen wir los. Diskutieren oder gar noch schauen, ob alles richtig eingepackt ist, geht nicht", sagt Frank Thöne. Er zeigt das Innere eines Einsatzwagens, in dem sich jeder Gegenstand genau an seinem Platz befindet. Ebenso sauber und aufgeräumt sieht es im DLRG-Heim in der Au aus. Thöne ist Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Eberbach. Er hat vor zwei Jahren seinen Bruder Heinz Thöne abgelöst, der das Amt 18 Jahre lang ausgeführt hat.

Respekt ist für Frank Thöne, wenn er jemanden vor sich hat, den er wertschätzen kann. Dabei macht der 55-Jährige klare Unterschiede zwischen Jugendlichen und Erwachsenen. "Bei der Jugend muss man anders auftreten, die Jugend funktioniert heute anders als früher, sie hat auch eine andere Sprache – manchmal verstehen sie Dinge nicht richtig." Als Beispiel nennt Frank Thöne eine DLRG-Whatsapp-Gruppe, die er für die rund 15 aktiven Jugendlichen eingerichtet hat: "Ich bitte darum, die Station aufzuräumen. Keine zwei Minuten vergehen und die ersten Antworten trudeln ein. Allerdings gern am Thema vorbei."

Warum das so ist, ist für Thöne ganz einfach: "Sie lesen oft nicht richtig". Für ihn ist WhatsApp "eine Seuche". Wenn die Jugendlichen nicht richtig verstanden haben, um was es geht, folgen "Vier-Augen-Gespräche". "Wenn der Geschäftsführer einer Firma einen Wunsch hat, schreibt man doch auch nicht zurück, dass er das selbst erledigen soll." Thöne erklärt: "Wir müssen fördern und fordern".

Einsätze gibt es für die Eberbacher Strömungsretter mit den 280 Mitgliedern und rund 40 Aktiven "zum Glück" im Durchschnitt nur einmal im Jahr. Bei den Einsätzen hat Thöne bislang noch kein respektloses Verhalten, etwa von irgendwelchen Schaulustigen, erlebt. Im Gegenteil, die Menschen sind, etwa beim Hochwasser, gegenüber der DLRG sehr zuvorkommend: "Oft bringen sie Essen, Trinken, Kaffee und Kuchen".

"Wir werden oft nachalarmiert, waren etwa vor einiger Zeit in Mannheim im Einsatz. Wir werden zu Schiffsunfällen gerufen, beispielsweise waren wir die ersten, als vor einiger Zeit ein Boot auf dem Neckar brannte oder als ein Schiffsführer in Zwingenberg ertrank." Die DLRG bietet zudem Schwimmkurse und unterstützt die Badeaufsicht im Eberbacher Freibad.

Am Kuckucksmarkt hat die Eberbacher DLRG alljährlich einen Stand in der Station in der Au. Am Wochenende danach folgt immer der Triathlon, der gemeinsam mit dem Skiclub Grummer Stegge organisiert wird. Beide Veranstaltungen bringen Geld in die Kasse – normalerweise. Dieses Jahr wurde wegen der Corona-Pandemie alles abgesagt.

"Im Schwimmtraining werden die Kinder bei uns zu Respekt erzogen, die Trainer sagen ihnen, was sie machen sollen", sagt Thöne. Respektvolles Verhalten muss im Wasser sein. "Wenn da 15 Kinder herumspringen, muss man klare Regeln setzen und diese einfordern." Der DLRG-Vorsitzende merkt aber bei diesem Training auch, wer von zuhause Respekt gelernt hat, und wer nicht.

"Im Wasser muss es klare Ansagen geben, denn wenn eine Person am Boden liegt, hat man ein Problem", betont Thöne. Etwa auch beim Streckentauchen ist es Pflicht, dass ein Kind nach dem anderen ins Wasser springt. "Wenn ein Einsatz ist, kommt immer noch das Adrenalin dazu", sagt der erfahrene Wasserretter. Während seiner Zeit bei der Bundeswehr wurde er einmal dazu gerufen, als ein Kleinkind ins Eis eingebrochen war. "Die Feuerwehr hatte, als ich mit meiner Gruppe eintraf, das Kind schon mit einem Haken herausgeholt" – die Erinnerungen sind bei Thöne noch immer frisch.

Seiner Meinung nach müssen im Elternhaus die Grundlagen für ein respektvolles Verhalten gelegt werden. "Kinder sollten vielleicht auch nicht so viel Fernsehen schauen. Man kann zwar gute Sender finden, aber bitte nicht diese Privatsender." Auch das viele Daddeln auf dem Handy sieht Thöne als Problem an. "Man kann Kindern auch feste Zeiten für Fernsehen und Computer angeben." Thöne ist überzeugt: "Wenn Kinder raus in die Natur gehen, lernen sie auch Respekt vor der Natur und vor Tieren". Schulen und Vereine müssen auf den im Elternhaus gelernten Respekt aufbauen. "Das ist umso schwieriger, wenn kein stabiler Grundstock da ist – das ist wie beim Hausbau, wenn das Fundament fehlt."

Im Freibad hat Thöne schon respektloses Verhalten erlebt. "Wenn jemand etwa seitlich ins Wasser springt, wird ihm erklärt, dass er das nicht noch mal machen soll. Beim nächsten Seitensprung gibt’s eine Verwarnung und dann kann auch vom Bademeister Hausverbot erteilt werden. Das gab es schon." Und im schlimmsten Fall wird die Polizei gerufen. Früher, erinnert sich der DLRG-Vorsitzende, standen die Namen aller, die Verbote bekommen hatten, auf einer Tafel im Freibad.

"Man muss aber auch mal den gesunden Menschenverstand anwenden", sagt Thöne. Wenn das Freibad mit 2000 Leuten voll ist, kann man beispielsweise nicht mit einem harten Tennisball im Wasser spielen. Er erinnert sich, dass vor zwei Jahren, als "Nelly und Eisberg" mit im Freibad waren, ein Kind "direkt vor unseren Augen" nicht mehr konnte. "Wenn ein Kind im Wasser panisch ist, geht es still und leise unter." Thöne hat sein Handy aus der Tasche geworfen, (den Piepser allerdings vergessen) ist rein ins Wasser und hat das Kind rausgeholt. Älteren rät er in solchen Fällen von Kraftlosigkeit: "Ruhe bewahren, toter Mann spielen, auf dem Rücken treiben lassen und Kraft sammeln".

"Ertrinken kann ganz schnell gehen", betont er. Wer die Aufsicht im Freibad hat, hat die Verantwortung, "wenn etwas passiert, wird der Staatsanwalt eingeschaltet".

"Wir stehen nicht zum Spaß am Wasser – wir müssen eingreifen, wenn etwas passiert." Und dafür erwartet Thöne auch den nötigen Respekt. "Unsere Ansagen sollten befolgt werden, im schlimmsten Fall geht es um Leben und Tod." Woran es liegt, dass es mehr respektloses Verhalten gibt? "Auch weil die Vorbilder immer weniger werden." Seiner Meinung nach halten sich auch viele Medien nicht an Respekt, "wenn sie draufhalten mit den Kameras, bis die Tränen kommen".

Der DLRG-Jugend erklären die Erwachsenen, wie man etwas macht und auch, wie man etwas besser machen könnte. "Die Jugend soll mal den Verein übernehmen, ohne Jugend gibt’s keine Zukunft", sagt Thöne. Ein respektvoller Umgang ist dabei eine Grundvoraussetzung.

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